Sprecherinnen*

19 Frauen* aus Oberösterreich, die sich als widerständig oder gesellschaftskritisch verstehen, haben die 52 Texte über Frauen* im Widerstand gegen das NS-Regime eingesprochen. Die Sprecherinnen* werden hier biografisch vorgestellt. Am Ende jeder Kurzbiografie finden sich die von der jeweiligen Sprecherin* eingesprochenen Audiotexte zum Nachlesen. Die Texte beinhalten den Namen der Frau*, den Ort und die Art der Widerstandshandlung.

Durch die Sprecherinnen*, die über einen Open Call ermittelt wurden, soll ein Gegenwartsbezug hergestellt und eine Reflexion über Handlungsspielräume von Widerstand in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten angeregt werden. Was konnte widerständiges Handeln damals und was kann es heute sein? Widerstand von Frauen* im NS-Regime und Widerstand von Frauen* in demokratischen Verhältnissen soll dabei keinesfalls gleichgesetzt werden. Die Handlungsspielräume und Konsequenzen sind heute andere als damals. Widerstand und die Auseinandersetzung damit bleiben aber auch in Demokratien aktuell.

Maia Benashvili

Maia Benashvili wurde in Tbilisi, im Südkaukasus geboren. Sie wuchs im sowjetischen System auf und ist Zeitzeugin des Zerfallsprozesses der Sowjetunion. Im zeitgenössischen post-sowjetischen Zustand ist sie jedoch in Widerstand gegen den dominanten und neoliberalen, anti-linken Konsens. Sie migrierte nach Österreich, wo sie Kunstwissenschaft und Philosophie in Linz und Performative Kunst in Wien studierte. Sie arbeitet in verschiedenen Linzer Bibliotheken – in der Bibliothek der Katholische-Privatuniversität, der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz und des Lentos Kunstmuseum Linz. Widerständig zu sein bedeutet für sie, das ‚Kleingedruckte‘ in Büchern und Diskursen zu entdecken sowie zu lernen, rassistische Kategorisierungen, Machtverhältnisse, die Reproduktion von hegemonialen Verhältnissen und die systematische Benachteiligung in Österreich kritisch zu lesen. Ihre anti-rassistischen und queer-feministischen Aktionsfelder in Österreich waren vor allem der Verein maiz – Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen, ferner der Verein Forum und die Wienwoche.

Pauline Ritter, Ebensee

Sie wirft wiederholt Pakete mit Lebensmitteln aus dem Fenster ihrer Wohnung in den Fabrikshof der Solvay-Werke, um Kriegsgefangene zu versorgen.

Karoline Zemann, Freistadt

Sie spendet Geld für die Widerstandsgruppe Freistädter Gruppe um Ludwig Hermentin. Das Ziel der Widerstandsgruppe ist die Wiederherstellung eines freien, vom Deutschen Reich unabhängigen Österreichs.

Letícia Carneiro

Letícia Carneiro ist in Brasilien geboren und aufgewachsen. Als privilegiertes Kind, das in einem Land mit vielen Widersprüchen groß geworden ist, konnte sie einen Abschluss machen und Jura und Kommunikation studieren. Einige Jahre nach Ihrer Ankunft in Österreich, begann sie bei maiz – Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen, zu arbeiten. Bei maiz setzt sie sich für mehr Rechte und Partizipation von Migrantinnen ein. Zurzeit ist sie in der Leitung und bei Sex&Work tätig, wo Sexarbeiter*innen Unterstützung bekommen, und Sexarbeit als legitime Form der Arbeit anerkannt wird. Als Mitglied von einer migrantischen Selbstorganisation mit einer Geschichte des Kampfes und des Widerstands, mit deren Werten sie sich identifiziert, vertritt sie die Meinung, dass es möglich ist, Politik jenseits der Demonstrationen auf der Straße zu machen. Politischer Aktivismus und Widerstand werden in unterschiedlichen Formen praktiziert. Aus Ihrer Sicht ist er etwas Unausweichliches und lässt sich nicht vom Persönlichen trennen. Sie engagiert sich täglich im Kampf für eine Gesellschaft, in der intersektionaler queerer und antirassistischer Feminismus ein Imperativ ist; in der der Kampf für die Dekolonisierung des Lebens und der Seelen Vorrang hat; in der die Rechte der aktiven Partizipation von Migrant*innen anerkannt und garantiert werden, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer Klasse, ihrem Alter, ihrer Art der Tätigkeit oder Arbeit und ihrer sexuellen Orientierung. Ihr Widerstand und Engagement sind mit der immer tieferen (und schmerzhaften) Erkenntnis der ungleichen Verteilung von Privilegien unter den Menschen und der Unterdrückung, die auf der untrennbaren Verbindung von Rassismus und neokolonialem und neoliberalem Kapitalismus beruht, eng verbunden. Sie wendet sich gegen eine Lebensweise, in der die Privilegien von wenigen durch die Ausbeutung der Natur und die Privilegien von vielen vor allem durch die Ausbeutung von rassifizierten Frauen, LGBTIQ*-Menschen und Sexarbeiter*innen aufrechterhalten werden.

„Ich wollte an diesem Projekt teilnehmen, um den Widerstand gegen rechtsradikale Bewegungen sichtbar zu machen und den Kampf gegen die Normalisierung von Rassismus und Unterdrückungsstrukturen zu stärken. Darüber hinaus hielt ich es für wesentlich, die fast 30-jährige Arbeit von maiz im nationalen und internationalen Raum und unsere bedeutungsvolle Rolle in der Geschichte des Kampfes und Widerstands in Oberösterreich zu würdigen.“ Letícia Carneiro

Rosa Bilek, Linz

Von einer ihr bekannten Familie wird sie denunziert, Hitler als Verbrecher bezeichnet und an den Siegesaussichten der deutschen Truppen gezweifelt zu haben.

Ines Victoria Maier, Linz

Sie ist als Verbindungsperson der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs aktiv und unternimmt zahlreiche Kurierreisen im In- und Ausland. Dabei knüpft sie Verbindungen zwischen Vertreter*innen von Widerstandsgruppen aus Wien, Linz und Graz. Ab September 1940 lebt Ines Victoria in Linz und setzt von hier aus ihre Widerstandstätigkeit bis zur ihrer Verhaftung fort.

Theresia Reindl, Linz

Sie ist im kommunistischen Widerstandsnetzwerk um Josef Teufl aktiv. Sie übernimmt Kurierdienste und tarnt diese Tätigkeit, indem sie Manuskripte zum Beispiel in Lebensmittelpaketen versteckt.

Conny Erber

Conny Erber ist gelernte Soziologin und Sozialwirtin. In den letzten Jahren arbeitete sie in verschiedenen Tätigkeitsfeldern und Branchen. Seit 2019 ist sie als Organisationsreferentin in der Katholischen Hochschulgemeinde tätig. Sie ist Mitbegründerin des feministischen Buchclubs Linz, der sich regelmäßig trifft, um gemeinsam feministische Literatur und Themen zu diskutieren und zu reflektieren. Ihr persönlicher Alltagswiderstand liegt für sie im Einstehen und Leben ihrer Prinzipien und Werte, vor allem auch in Konfliktsituationen. Widerstand heißt für sie nicht immer, laut, kämpferisch und radikal zu sein, Widerstand darf auch ruhig, solidarisch und mit einfachsten Mitteln geschehen.

„Gerade bei Themen der sozialen Ungerechtigkeit, bei Fragen der Ressourcenverteilung und politischer Machthabe darf mein Widerstand nicht fehlen. Und trotzdem weiß ich, dass auch ich an meine Grenzen des Widerstands gelange. Nicht immer kann ich mich widerständig zeigen, obwohl ich es möchte. Nicht immer kann ich aktivistisch und solidarisch sein, weil auch mir mal die Kraft und Energie ausgeht.“ Conny Erber

Ida Blutreich, Linz

Sie und ihre Freundin Anna Fränkel melden sich mit falscher Identität zum Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich. So wollen sie der drohenden Deportation als Jüdinnen ins Vernichtungslager Bełżec entgehen.

Maria Huemer, Unterstiftung

Sie wird vom Postboten angezeigt, im Oktober 1943 in ihrem Haus den Hitlergruß verboten zu haben. Laut Gendarmerieprotokoll schimpft sie außerdem über den NS-Staat und sagt ein baldiges Ende von Adolf Hitler voraus. Sie beklagt den Kriegseinsatz ihrer Söhne, weshalb ihr zu wenig Opferwilligkeit vorgeworfen wird.

Franziska Roidmaier, Lengau

Sie ist Mitglied der Zeugen Jehovas und nimmt trotz Verbotes an Versammlungen der Gemeinschaft teil. Sie verweigert aus Glaubensgründen, in Rüstungsbetrieben zu arbeiten. Trotz mehrfacher Aufforderung und der Aussicht auf Haftentlassung lässt sie vom Glauben nicht ab.

Eva Gruber

Eva Gruber ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins KiB children care zuständig. Ihre Aufgaben bei dem Verein inkludieren die Rechte erkrankter Kinder zu stärken, diese mittels Drucksorten, Postings und Presseaussendungen zu verbreiten sowie Eltern in Österreich über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Ihr Privatengagement findet in der Pfarre Ungenach statt. Dort war sie an der Umsetzung eines Erinnerungsortes für Sternenkinder beteiligt.

„Für mich heißt widerständig sein, genau hinzuschauen, zuzuhören, Missstände anzusprechen, unpopulär und auch unbequem zu sein. Widerstand in demokratischen gesellschaftlichen Verhältnissen bedeutet wachsam zu sein, Krieg und Waffen abzulehnen, informiert zu sein und vor allem Sorge für die nächsten Generationen zu tragen. Ich möchte nicht nur kritisieren, sondern auch ins Handeln kommen, weil ich weiß, dass ich auch mit kleinen Handlungen Veränderungen herbeiführen kann. Kunst und Kulturarbeit sind hervorragende Werkzeuge, um Missstände aufzuzeigen, diese zu kritisieren und in den Fokus zu bringen.“ Eva Gruber

Marianne Feldhammer, Bad Aussee

Sie versorgt die in den Bergen untergetauchten Männer der Widerstandsgruppe Willy-Fred mit Lebensmitteln. Als einzige Frau kommt sie mehrmals zum Igel, dem Unterschlupf der Männer, und überbringt Botschaften. Ihr Haus ist ein wichtiger Treffpunkt für die Gruppe. Mit ihrer Freundin Leni Egger transportiert sie einen Revolver für die Widerstandsbewegung.

Elisabeth R., Linz

Sie ist als Dienstmagd in der Landwirtschaft im Linzer Bischöflichen Gymnasium Petrinum tätig. Sie wäscht und flickt die Wäsche zweier polnischer Kriegsgefangener. Ihr wird Geschlechtsverkehr mit einem der beiden unterstellt.

Gisela Tschofenig-Taurer, Linz

Sie übernimmt wichtige Aufgaben in der kommunistischen Widerstandsgruppe rund um Josef Teufl. Sie tippt Programme und Texte ab und erledigt Kurierdienste. Zusammen mit Margarethe Müller organisiert sie Sabotageakte in den Hermann-Göring-Werken.

Gerlinde Grünn

Gerlinde Grünn ist KPÖ-Gemeinderätin in Linz und engagiert sich politisch für Menschen, die es sich nicht richten können. Sie kommt aus einer kommunistischen Familie und hatte schon als Kind wiederholt Kontakt zu kommunistischen Widerstandskämpfer*innen. Der Besuch der internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen war für sie und ihre Familie selbstverständlich. Erzählungen aus der Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialist*innen waren bei ihnen zu Hause Tischgespräche. Widerstandskämpfer*innen waren für sie ganz normale Leute im Großelternalter und keine glorifizierten Held*innen.

„Dass nun nach so langer Zeit ein Widerstandsdenkmal für Frauen errichtet wird, freut mich sehr und ist eine Genugtuung. Die Geschichte des Widerstands tritt so aus dem Schatten des Vergessens und bekommt einen Platz in der Öffentlichkeit. Ich möchte aktiv zur Erinnerung an diese Frauen und zur Tradierung ihrer Widerstandserfahrungen beitragen, denn um sich gegen Missstände aller Art auch heute zu wehren, bedarf es Wissen und Ermutigung.“ Gerlinde Grünn

Paula Mitterhauser, Losenstein

Sie verweigert in der Hauptschule zusammen mit einer Freundin den Hitlergruß. Mit 16 Jahren verfasst sie verschlüsselte Briefe an ihre Jugendliebe Hans, die sie ihm an die Front schickt. Darin übt sie Kritik am NS-Regime, dem Krieg und Adolf Hitler.

Johanna Pichler, Enns

Sie duldet in ihrer Gastwirtschaft ein Trinkgelage von Kriegsgefangenen. Dabei kauft sie einem von ihnen eine Halskette ab und lässt sich eine Zigarette schenken.

Hermine Schleicher, Ebensee

Sie ist für die verbotene kommunistische Partei aktiv und unterstützt Zwangsarbeiter*innen. Sie hört regelmäßig verbotene englische und russische Radiosender und erzählt die Nachrichten weiter.

Claudia Hochedlinger

Claudia Hochedlinger wurde 1965 in Linz geboren. Sie wuchs in Linz und im Mühlviertel auf und wurde im kulturellen Umfeld der Stadtwerkstatt Linz sozialisiert, (frühe Experimente mit Tanz catal Hüyük dancegroup Performance, Theater und Gesang Urfahrwänd Chöre). Sie ist seit mehr als 35 Jahren im psychosozialen Feld tätig, wo sie immer wieder mit Minderheiten, Außenseiterinnen und gesellschaftlichen Tabus in Kontakt kommt. In ihrer Tätigkeit als Jugendcoach in höheren und mittleren Schulen berät und begleitet sie Jugendliche auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit. Seit 2015 ist sie bei Feminismus und Krawall aktiv. 2022 beteiligte sie sich mit ihre Stimme an der 10-teiligen Radiosendereihe Stationen des Widerstandes im FREIEN RADIO FREISTADT von Gerald Harringer. Ihre Motivationsgründe, sich aktivistisch zu engagieren, ‚auf die Straße zu gehen’ und sich zu organisieren, sind der Einsatz für Chancengleichheit und gleiche Rechte für alle, das Auflösen von Rollenzwängen und das Aufzeigen von politischen und rassistischen Abgründen.

„Überkommene patriarchale Strukturen in Form von Pseudo-Brauchtum und verkitschter Tradition machen sich wieder breit in unserer Gesellschaft – zum Teil in neuem Gewand – und schaffen einen Nährboden für rechtsextreme Gesinnung. ‚In Zeiten wie diesen‘ scheint das widerständig werden immer wichtiger!“ Claudia Hochedlinger

Camilla Estermann, Linz

Sie steckt Kriegsgefangenen an ihrem Arbeitsplatz Lebensmittel, Medikamente und Bekleidung zu. Ihr wird außerdem vorgeworfen, illegale Schriften verbreitet zu haben.

Frau Jungreuthermayr, Grieskirchen

Nachdem die Bäuerin erfährt, dass ihr Sohn als Soldat gefallen ist, versetzt sie dem Ortsgruppenleiter eine Ohrfeige, und macht ihn für den Tod ihres Sohnes verantwortlich. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter beschimpft sie die Vertreter des NS-Staates als Gauner, Verbrecher, Bagage.

Pauline Uttenhaler, Eferding

Sie versorgt ihre drei Kinder sowie die Dienstboten in existentieller Not mit Essen und lässt dafür ohne Genehmigung ein Schwein schlachten.

Birgit Hofstätter

Birgit Hofstätter wurde als erstes von vier Kindern einer Diplomkrankenschwester und eines Sozialpädagogen geboren. Soziales Handeln, Zivilcourage und Bildung haben einen großen Stellenwert in Birgits Familie. Zu helfen und ‚etwas zu bewirken’ war schon von früh an wichtig für Birgit. Bereits in der Schulzeit beschäftigte Birgit sich mit Diskriminierung und Integration. Nach einem Lehramtsstudium und einem herausfordernden Probejahr in einer AHS hat Birgit sich in der Frauen- und Geschlechterforschung gefunden – sowohl beruflich als auch persönlich. Seit 2019 leitet Birgit die Geschäfte des Frauen*forum Salzkammergut und arbeitet an Projekten, nicht nur für die Gleichstellung von Frauen*, sondern auch für mehr Akzeptanz für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Diese Arbeit ist für Birgit ein Traumberuf. In Birgits Heimatgemeinde engagiert Birgit sich lokalpolitisch, unterrichtet Yoga und trägt Verantwortung für einen großen Garten. Birgit ist ausgebildete Sexualpädagog*in und sieht in diesem Bereich viel Potential für persönliche Befreiung und einen liebevollen und gewaltfreien Umgang miteinander. Sexuelle Bildung ist für Birgit eine Widerstandspraxis.

„Mein Beruf verlangt, dass ich Machtverhältnisse identifiziere, kritisiere und dagegen auftrete. Ich darf also Widerstand nicht nur ganz offen ausdrücken, er ist für mich Pflicht.
Widerstand bedeutet für mich nicht nur, gegen Benachteiligung und Diskriminierung aufzutreten, sondern auch für die Wahrung gewonnener Rechte. Mein persönlicher Widerstand besteht darin, dass ich das mir bei der Geburt zugewiesene Geschlecht ablehne und mittlerweile offen darüber spreche. Ich definiere mich als nicht-binär bzw. agender, also als Mensch, der weder Frau noch Mann ist. Geschlecht spielt für mich persönlich keine Rolle und ich möchte auch nicht an einem Geschlecht festgemacht werden. In unserer Gesellschaft sind an ‚Frau‘ bzw. ‚Mann‘ Vorstellungen geknüpft, die ich nicht erfüllen kann und möchte. Das heißt nicht, dass ich mich als Maßstab setze. Ich möchte Menschen ermutigen, in sich hineinzuspüren, was für sie stimmig ist.“ Birgit Hofstätter

Maria Huemer und Maria Ganhör, Bad Ischl

1939 tritt Maria Huemer der verbotenen kommunistischen Partei bei. Sie und ihre Tochter Maria Ganhör sind in der Widerstandsgruppe Willy-Fred aktiv und verstecken den Anführer der Gruppe Sepp Plieseis. Maria Huemer übernimmt Botendienste und stellt Verbindungen zu Geschäftsleuten her. Maria Ganhör besorgt Lebensmittel, Tabak und Sanitätsmaterial für die untergetauchten Männer.

Anna M., Schenkenfelden

Sie schickt ein Lebensmittelpaket an einen Internierten im Kriegsgefangenen-Stammlager Krems-Gneixendorf. Dieser war zuvor im väterlichen landwirtschaftlichen Betrieb tätig gewesen. Ihr wurde daraufhin eine romantische Beziehung zu ihm unterstellt.

Ida Revertera, Helfenberg

Sie ist am Aufbau der Widerstandsgruppe Helfenberg beteiligt und in Zusammenkünfte von regierungskritischen Kräften aus dem christlich-konservativen Lager eingebunden, die im abgelegenen Forsthaus der Familie in Böhmen stattfinden. Sie stellt Kontakte zu Vertrauensleuten in der Bevölkerung her, um die Kapitulation im Oberen Mühlviertel vorzubereiten. Hierfür setzt sie auch Waffen mit ihrer Tochter Josephine in Stand.

Elke Alexandra Kammerer

Elke Alexandra Kammerer wurde 1972 in Linz geboren. Nach einer für eine Frau ungewöhnlichen Karriere in der Industrie, hat sie ihre berufliche Erfüllung in der Weiterbildung für Erwachsene gefunden. Als Trainerin in der Erwachsenenbildung für politische Bildung liegt eines ihrer Hauptthemengebiete im Bereich der Zivilcourage und des Alltagswiderstandes. Auch Gendergerechtigkeit ist ein wichtiger Teil ihrer Bildungsarbeit. Ein weiteres großes Interessensgebiet stellt für sie das freiwillige Engagement der Zivilbevölkerung dar. Sie selbst ist Mitglied der Friedensinitiative der Friedensstadt Linz und der Stiftung Solidarisches Europa – Zusammen gegen Rassismus. In diesen Initiativen wirkt sie an der Sensibilisierung für die Bedürfnisse einzelner Gruppen und an einem friedlichen Miteinander mit. Außerdem nimmt sie an Demonstrationen zum Klimaschutz teil.

„Meiner Einschätzung nach ist das wichtigste Instrument des Widerstands die Sichtbarmachung von Ungleichheiten, Verfolgung, Entrechtung und Diskriminierung. Daher gehe ich den Weg des Austausches und versuche bei jeder Gelegenheit durch Aufklärung und Einblicke in die Lebensrealitäten anderer ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.“ Elke Kammerer

Anna Herlitz, Wels

Sie macht abschätzige Bemerkungen über hohe NS-Funktionäre, so bezeichnet sie den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels und Gauleiter August Eigruber als Gauner und Lügner. Darüber hinaus drückt sie ihr Unverständnis über das Fortdauern des Krieges aus.

Anna Königsecker, Freistadt

Sie unterstützt die Widerstandsbewegung Freistädter Gruppe und versteckt ihren Mann Johann, der als Mitglied gesucht wird, ein halbes Jahr am Dachboden ihres Hauses.

Anna Strasser, Mauthausen

Sie unterstützt KZ-Häftlinge, indem sie Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände bei Spaziergängen zu Boden fallen lässt. Sie kritisiert in Gesprächen mit Angehörigen der Wachmannschaften deren Unmenschlichkeit gegenüber den Häftlingen und versucht, ein Hilfsnetzwerk aufzubauen.

Veronika Kitzmüller

Veronika Kitzmüller ist diplomierte Pastoralassistentin und hat Kunstwissenschaft und Philosophie an der Katholische Privat-Universität Linz studiert. Ihre beruflichen Tätigkeiten hat sie als Jugendleiterin und Pastoralassistentin in der katholischen Kirche der Diözese Linz ausgeübt, seit 2002 auch als Pfarrassistentin und als Seelsorgerin in leitender Funktion in verschiedenen Pfarren. Ehrenamtlich ist sie seit 2018 als Geistliche Assistentin der katholischen Frauenbewegung der Diözese engagiert. Sie hat an verschiedenen Kunst- und Gedenkprojekten mitgewirkt. In Pichl bei Wels war dies das Gedenkzeichen für die Kinder von Etzelsdorf. Es wurde von Bibiana Weber im Gedenken an Kinder von Zwangsarbeiterinnen errichtet, die im ‚fremdvölkischen’ Kinderheim in Schloss Etzelsdorf aus verschiedenen Gründen verstarben und auf dem Pfarrfriedhof bestattet wurden. Ein weiteres von ihr initiiertes Gedenkprojekt befindet sich in der Pfarrkirche Linz-St. Magdalena, wo mit einer Druckgrafik von Herbert Friedl daran erinnert wird, dass das 2016 wiedereröffnete Tunnelstück einer geplanten Tunnelanlage unter der Kirche von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen gegraben wurde. Sie hat auch das Projekt der Domfrauen angeregt und in einem Team durchgeführt, bei dem 30 Frauen ein für sie bedeutsames Bild, ein Fenster, eine Skulptur oder einen Ort im Dom wählten. Diese sehr unterschiedlichen Domfrauen erzählten bei gemeinsamen Auftritten ihre Geschichten. Das Projekt wurde unter anderem in Kooperation mit der Langen Nacht der Bühnen und der Museen sowie dem AEC-Festival umgesetzt, durch Seminare von Studierenden der Kunstwissenschaft der Katholischen Privat-Universität Linz und durch Künstlerinnen, die unter anderem die fehlenden Frauendarstellungen thematisierten, erweitert und wird im Jubiläumsjahr des Doms 2024 fortgesetzt.

„Als Frau in der Kirche habe ich viel Widerstandskraft gebraucht, weil Machtmissbrauch und verkrustete Traditionen große Themen in der Kirche sind. Dabei war mir immer wichtig, dass ich den Kontakt zu vielen Weggefährtinnen halte, und dass ich Frauen generell in ihrem Widerstand gegen Machtmissbrauch und gegen verkrustete Traditionen bestärke.“ Veronika Kitzmüller

Olga Afanasjewa Gribkowa, Steyr

In Österreich, wo sie als Zwangsarbeiterin eingesetzt ist, schließt sie sich einer sowjetisch-russischen Widerstandsgruppe an, für die sie Flugblätter verteilt und Kurierdienste verrichtet. Trotz Verbotes für Zwangsarbeiter*innen, sich frei zu bewegen, fährt sie mit ihrer österreichischen Freundin Hedwig Brunnsteiner für eine Aktion zum KZ Mauthausen.

Theresia Mattischek, Ottnang

Sie, ihr Mann Wolfgang und drei ihrer vier Söhne – Wilhelm, Hubert und Franz – praktizieren trotz Verbotes ihren Glauben als Zeugen Jehovas. Sie nehmen an illegalen Versammlungen der Glaubensgemeinschaft teil und verweigern den Kriegsdienst.

Margarete Rametsteiner, Baumgartenberg

Die katholische Lehrerin darf aufgrund ihrer tiefen religiösen Überzeugung keine Religionsstunden mehr abhalten. Sie wird in eine andere Schule versetzt. Auch am Kirchenchor darf sie nicht mehr teilnehmen. Sie hat Kontakte zu Regime-kritischen Personen und wird deswegen verwarnt.

Arabella Martínez-Miranda

Arabella Martínez-Miranda, Studium, Kinder, Care-Arbeit, Home-Office, Home-Schooling, Multitasking, Buchprojekte, Führungsetage. Ihr Leben hat viele Facetten und sie viele Gesichter. Sie selbst bezeichnet sich nicht im klassischen Sinne als widerständig. In ihrem täglichen Leben als Frau, Mutter, Tochter, Berufstätige, Ehefrau und queere Frau sieht sie sich aber mit der ständigen Herausforderung konfrontiert, in der Ausübung der vielen ihr zugedachten und auch selbst gewählten Rollen gegen den Strom zu schwimmen. Als Teil der Queeren Frauen Linz, der Homosexuellen Initiative (HOSI) Linz und dem Arbeitskreis Rainbow Cities Network engagiert sie sich für die noch immer marginalisierte und oft unsichtbare Gruppe der queeren Frauen, denn auch diese haben viele Gesichter.

„Als Frau und Historikerin sind mir die persönlichen Geschichten der hier vertretenen Frauen ein besonderes Anliegen. Oft vergessen und unter den Tisch gekehrt, fristen sie in der männlich dominierten Geschichtsschreibung ein Schattendasein. Dass diese widerständigen Frauen nun endlich ins Blickfeld gerückt werden, hat für mich eine besondere Qualität, denn der öffentliche Raum galt und gilt noch immer großteils als Männerdomäne. Genau dort präsent zu sein, gesehen und gehört zu werden, ist die Grundvoraussetzung, Teil der kollektiven Wahrnehmung zu sein. Und da es sich hier um Frauen aus der nächsten Umgebung handelt, erhält das Ganze für mich noch einmal eine tiefere Bedeutung. Es sind Frauen, in deren Nachfolge wir heute leben, die uns Vorbilder sein können (und sollen), denn Widerstand und Zivilcourage sind auch heute brandaktuell.“ Arabella Martínez-Miranda

Name Unbekannt, Linz

Der als Jüdin verfolgten Frau gelingt es, mit Hilfe von Kapuzinerpatres, aus dem Gebiet des Deutschen Reichs zu fliehen. Sie versteckt sich im Klostergarten des Linzer Kapuzinerklosters und flüchtet in die Schweiz.

Maria Wagner, Ebensee

Sie verweigert als junges Mädchen den Hitlergruß, indem sie stattdessen „Drei Liter!“ nuschelt. Ihre Mutter widersetzt sich den nationalsozialistischen Erziehungsinstitutionen, indem sie ihren minderjährigen Sohn von Exerzierübungen der Hitlerjugend wegholt und die Sinnhaftigkeit dieser Ausbildung kritisiert. Ein anderes Mal wehrt sich Maria Wagners Mutter gegen die Einziehung ihres 15-jährigen Sohnes zum Arbeitsdienst.

Susanna Melem

Susanna Melem ist bildende Künstlerin und studiert experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz. In ihren Werken interessiert sie sich für interdisziplinäre, künstlerische Verdichtung in Form von Text, Sound, Installation, Performance, Illustration, Rap und Interventionen im öffentlichen Raum. Ihre Intention ist es, durch kritische Auseinandersetzungen mit bestehenden, vorherrschenden Narrativen Wege zu finden, diese kollaborativ zu transformieren. Der künstlerische Akt ist für Susanna Melem ein Akt des Widerstands, da jede Person, die schöpferisch tätig ist, mit und durch ihre Werke auch eine Verantwortung für die Gesellschaft trägt, und dieser im Sinne einer ganzheitlichen Solidarität nachkommen muss.

„Erinnerungskultur als lebendiger Teil eines gesellschaftlichen Bewusstseins kann durch das Erzählen von persönlichen Geschichten in dieser Form der Unmittelbarkeit, wie sie dieses Projekt umsetzt, als solche fassbar werden. Die Auszüge aus den Lebensgeschichten dieser Frauen, die aus verschiedensten Motiven heraus und durch unterschiedlichste Handlungen des Widerstands dazu beigetragen haben, sich im Sinne einer menschenwürdigen Haltung solidarisch zu zeigen, müssen gehört werden.“ Susanna Melem

Rosa Kerndlbacher, Oberösterreich

Sie wird von den Nationalsozialist*innen als Sinteza verfolgt und interniert. Sie muss für einen Film von Leni Riefenstahl als Statistin arbeiten. Während einer Drehpause im bayrischen Mittenwald flüchtet sie, um wieder zu ihrer Familie zu gelangen, die deportiert werden soll.

Anni Stadtegger, Wels

Sie und ihr Mann Egmund spielen eine wichtige Rolle bei der illegalen Organisation der Zeugen Jehovas in Oberösterreich. Sie verteilt in ganz Österreich die verbotene Zeitschrift Der Wachturm. Zur Kommunikation benutzt sie eine Geheimschrift.

Monika Taylor, Altaussee

Sie wird als sogenannte Halb-Jüdin verfolgt, ist im Untergrund aktiv und wird von der SS gesucht. Sie entgeht ihrer Verfolgung, indem sie untertaucht. Edith Hauer-Frischmuth unterstützt sie dabei.

Mila Müller

Mila Müller ist Interessensvertreterin für Menschen in psychosozialer Betreuung bei EXIT-sozial AKTIV und Aktivistin in der Kommunistischen Partei Österreich. Heute widerständig zu sein, bedeutet für sie, Leute zusammenzubringen, Missstände zu thematisieren und bei Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen, eine Stimme zu haben. Für sie können einfache Tätigkeiten, wie Protestschilder zu gestalten oder Flyer zu verteilen, oftmals nötig sein, um gewünschte Veränderungen zu verwirklichen.

„Widerständig zu sein heißt für mich, kritisch zu bleiben. Ich bin widerständig, weil, wer sich zufrieden gibt, verliert.“ Mila Müller

Maria Ehmer, Gschwandt bei Gmunden

Zusammen mit ihrem Mann Josef vervielfältigt und verteilt sie Flugblätter. Ab 1943 ist sie für die Rote Hilfe aktiv. Sie weigert sich, der NS-Frauenschaft beizutreten und an Sammlungen für das Winterhilfswerk zu beteiligen.

Cäcilia Zinner, Linz

Sie ist in der kommunistischen Widerstandgruppe Münichreiter aktiv. Das Ziel der Gruppe ist die Übernahme der Stadt Linz nach dem geplanten Sturz des NS-Regimes. Sie näht für die Mitglieder Armbinden und Blusen aus rotem Fahnenstoff, die als Erkennungszeichen dienen.

Sabine Scharf-Buchner

Sabine Scharf-Buchner engagiert sich im Lohnarbeitskontext als Sozialarbeitende mit verschiedenen vulnerablen und von Ausschluss betroffenen Gruppen. Im akademischen Bereich ist sie nebenberuflich als Lektorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin mit den Themenschwerpunkten Care-Arbeit in ländlich (peripheren) Räumen, Sozialraumorientierung und Gemeinwesenarbeit aus intersektionaler Perspektive beschäftigt. Auf Alltagsschauplätze ist ihr politisches Engagement als queerzulesender Elternteil in einer heteronormativ geprägten Mehrheitsgesellschaft ausreichend gegeben: Sei es in der Herkunftsfamilie, am Spielplatz, Freundes- und Bekanntenkreis, im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz, bei medizinischen Terminen, bei Behörden, beim Einkaufen oder an einem Ticketschalter. Ein Engagement, das nicht (immer) flankiert wird von einer offiziellen Mitgliedschaft oder Position, sondern oft im Kleinen und für andere unsichtbaren Rahmen passiert.

„Geschichtsschreibung ist immer noch überwiegend auf eine männliche Perspektive reduziert. Die Rolle von Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime wird oft übersehen oder herabgespielt. Wir brauchen eine Geschichtsschreibung, die sich bemüht, eine Vielfalt von Stimmen und Perspektiven miteinzubeziehen. Zudem plädiert das Projekt für ein breiteres Verständnis von Zivilcourage und Widerstand. Denn abseits des oft breitenwirksamen und kollektiv organisierten Protests in Form von Demonstrationen, Streiks und bewaffnetem Kampf, gibt es auch zahlreiche Formen des informellen und individuellen Widerstands, der bisher ob seiner Unsichtbarkeit damit auch wesentlich seltener als bedeutsame Form des Widerstands Anerkennung gefunden hat. Schließlich verdeutlichen uns diese widerständigen Handlungen, dass Widerstand und Zivilcourage auch unter sehr schwierigen Umständen möglich sind, dass es gerade dann wichtig ist, sich für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzusetzen und dass dies schon mit kleinen, nicht so offensichtlichen und individuellen Handlungen passieren kann.“ Sabine Scharf-Buchner

Maria Pötscher, Schön

Sie wird von einem Reichsbahnangestellten angezeigt, Gerüchte von der schlechten Behandlung von Soldaten in Kasernen in Enns und Linz verbreitet zu haben. Sie habe außerdem die Arbeitsverhältnisse in den Hermann-Göring-Werken in Linz kritisiert und sich über die schlechte staatliche Unterstützung von Armen beschwert.

Hertha Schweiger, Steyr

Sie ist Teil einer kommunistischen Widerstandsorganisation in den Steyr-Werken, wo sie als Rot-Kreuz-Schwester arbeitet. Sie beschafft Medikamente, die an KZ-Häftlinge weitergeleitet werden. Außerdem sammelt sie Gelder für die Angehörigen von Inhaftierten im Rahmen der Roten Hilfe und verfasst regimekritische Briefe an ihren Verlobten.

Gertrude Wampl, Linz

Ihr Freund Karl Pfatschbacher gilt als sogenannter Halbjude und wird von der Gestapo gesucht. Als ihm die Verhaftung droht, versteckt sie ihn zusammen mit ihren Eltern in der eigenen Wohnung.

Maria Schlackl

Sr. Maria Schlackl SDS ist als Mitglied im Leitungsteam der Salvatorianerinnen in Österreich tätig. Ihr zweites Tätigkeitsfeld ist die Leitung der SOLWODI-Initiative: Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde, die 2014 in Linz gegründet wurde. Sie engagiert sich vor allem in Oberösterreich, aber auch darüber hinaus, in Form von gesellschaftspolitischer Bewusstseinsbildung für die Prävention von Frauen- und Mädchenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung.

„Zwangs-Prostitution ist mit Menschen-Würde unvereinbar. Das gehört aufgezeigt – stellvertretend – denn die verstummten Stimmen Betroffener bleiben ungehört! Wo die Frau zur Ware wird und die Kriminalität sexueller Ausbeutung gesellschaftsfähig, braucht es klar vernehmbaren Widerstand! Widerstand braucht Mut. Mut kommt aus innerer Überzeugung, dass Menschenrechte und Menschenwürde unverhandelbar sind.“ Maria Schlackl

Gerty Schindel, Linz

Sie flieht als kommunistisch und jüdisch Verfolgte nach Frankreich und schließt sich dem Widerstand in Paris an. Getarnt als elsässische Fremdarbeiterin geht sie mit ihrem Lebensgefährten René Hajek nach Linz. Dort versucht sie, ein kommunistisches Widerstandsnetzwerk aufzubauen, Wehrmachtsangehörige über den Verlauf des Krieges aufzuklären, und Informationen für die Widerstandsorganisation in Frankreich zu sammeln.

Margarethe Smolan, Linz

Sie hilft einem frierenden französischen Kriegsgefangenen, indem sie verbotenerweise ein Paket mit einem Paar selbstgestrickter Strümpfe aus dem Fenster des Ursulinenklosters wirft.

Michaela Schoissengeier

Michaela Schoissengeier ist 1967 in Linz geboren und im Mühlviertel aufgewachsen. Sie lebt und arbeitet schon seit vielen Jahren in Linz. Eine Stadt, die sie wegen des kulturellen Lebens, der Größe und der innerösterreichischen Lage mag. Es ist ihr ein Vergnügen, täglich mit dem Fahrrad ihre Arbeits- und Alltagswege zurücklegen zu können. Sie engagiert sich für mehr sanfte Mobilität in der Stadt. Fast ihr gesamtes Berufsleben verbringt sie im psychosozialen Bereich. Ihre Tätigkeit als Psychotherapeutin sieht sie als abwechslungsreich, lehrreich und sinnstiftend. Die freie Kulturszene in Linz ist ihr Zuhause. Sie besucht regelmäßig Veranstaltungen und bringt sich ein, wenn es etwas zu sagen oder zu tun gibt. Im Laufe der Jahre haben sich die Formen ihres Aktivismus verändert. Chancengleichheit und Wahlmöglichkeit für alle Menschen sieht sie als essentiell an und sie appelliert an alle und an sich selbst, mehr Zivilcourage zu zeigen.

„Ich verstehe mich als Feministin und damit ist eigentlich das Meiste schon gesagt. Es gibt keinen Feminismus ohne Widerstand! Gewaltfreier Widerstand ist nicht nur ein demokratisches Recht, sondern auch eine Pflicht – also seien wir ruhig mutig und unbequem wo`s Not tut!“ Michaela Schoissengeier

Cäcilia Langeder, Bad Goisern

Sie ist Teil der Widerstandsgruppe Willy-Fred im Salzkammergut. Sie unterstützt die untergetauchten Partisanen, indem sie Lebensmittel spendet. Sie stellt ihre Wohnung für Treffen zur Verfügung und versteckt flüchtige Männer. Sie steht mit anderen Frauen der Widerstandsgruppe in Verbindung.

Hermine Lindorfer, Sarleinsbach

Mit ihrem Mann hört sie verbotenerweise wiederholt ausländische Radiosender wie den Schweizer Sender Beromünster sowie den Londoner Sender. Das Ehepaar bespricht die gehörten Nachrichten. Die Inhalte des Schweizer Senders erzählt sie weiter.

Theresia Pfarrwallner, Schärding

Sie schiebt hungernden Kriegsgefangenen, die in einer umzäunten Baracke untergebracht sind, Brot, Äpfel und andere Lebensmittel zu. Die gelernte Schneiderin näht fünf Hemden für die Männer.

Jutta Steinmetz-Walz

Jutta Steinmetz-Walz ist Mitarbeiterin an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. Die Geschichte jener Region, in der sie aufgewachsen ist, interessiert sie seit jeher genauso wie Zeitgeschichte im Allgemeinen. Ihr besonderes Interesse galt häufig jenen, die nicht in der ersten Reihe der Geschichtsschreibung zu finden sind. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hat für Jutta Steinmetz-Walz große Bedeutung, insbesondere Artikel 1, der für sie die Grundlage für ein respektvolles Zusammenleben darstellt: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Ihr ist aber bewusst, dass das Sich-Einsetzen für die Gleichbehandlung aller bei Achtung ihrer Unterschiedlichkeit auch bedeutet, auf Widerstand zu stoßen. Unter anderem durch ihre Tätigkeit an den Gedenkorten möchte sie dazu beitragen, Denkanstöße zu geben und immer wieder darauf hinweisen, wie wesentlich es ist, Würde und Rechte aller Menschen zu wahren. Widerständig zu sein heißt für sie auch anzusprechen, was viele lieber unter den (sprichwörtlichen) Teppich der Geschichte gekehrt hätten.

„Für Widerstand gibt es keine Kategorien der Relevanz: Immer mussten Menschen erkennen, was möglich war, wann es möglich war – und den Mut haben, nach diesem Erkennen zu handeln. Es ist bekannt – wer stillschweigend mitläuft, unterstützt die Mächtigen. Wer nicht – in welcher Form auch immer – versucht, gegen Unrecht vorzugehen, wird Teil davon. Ohne eine schweigende, mitlaufende Mehrheit, hätten Mächtige so viel weniger Macht.“ Jutta Steinmetz-Walz

Esther Feinkoch, Mauthausen

Sie ist als Jüdin im KZ Mauthausen inhaftiert. Im April 1945 gelingt ihr die Flucht aus dem KZ. Dabei gelangt sie zum Bauernhof des Ehepaars Maria und Johann Schatz in Langenstein. Diese nehmen sie in ihrem Haus auf, versorgen sie mit Essen sowie frischer Kleidung und verstecken sie bis Kriegsende.

Maria Langthaler, Winden bei Schwertberg

Sie versteckt zwei aus dem KZ Mauthausen entflohene russische Kriegsgefangene auf ihrem Hof und rettet sie damit vor der Ermordung. Ihr Mann und ihre Kinder sind eingeweiht.

Hermine Lohninger, Linz

Sie kritisiert in mehreren Briefen an ihren Bruder die Kriegsführung sowie Adolf Hitler. Sie schreibt außerdem, dass sie sich ein nahes Kriegsende herbeiwünsche und berichtet von der sich ausbreitenden pessimistischen Stimmung in der Bevölkerung.

Bernadette Stiebitzhofer

Bernadette Stiebitzhofer ist Sozial- und Kulturarbeiterin, Übersetzerin, Sozialwirtin, Theaterpädagogin, Projektleiterin des transkulturellen Tanz- und Theaterprojektes 10+10 Brücken – Tanz und Theater für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung sowie Geschäftsführerin des Vereins RedSapata. Mit dem Projekt 10+10 Brücken bewegt sie sich an der Schnittstelle zwischen Sozialem, Kunst und Kultur sowie (politischer) Bildung. In den letzten Jahren ist sie vor allem im Asylbereich als Betreuerin, als Menschenrechtsbildnerin aber auch als Projektleiterin und -mitarbeiterin in Integrationsprojekten tätig. Ihr Fokus liegt dabei zunehmend auf der Stärkung und Förderung von geflüchteten und migrantischen Frauen. Ihr Anliegen ist es, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, um ein friedliches, respektvolles Zusammenleben zu stärken.

„Widerstand heißt für mich, nicht aufzugeben. An eine bessere Welt zu glauben und sich dafür einzusetzen. Immer und immer wieder aufs Neue Mut und Motivation an den Tag zu legen und gesellschaftskritische Themen aufzuzeigen und positive Veränderung zu ermöglichen.“ Bernadette Stiebitzhofer

Cäcilia Fischill, Wels

Sie unterstützt den kommunistischen Widerstand in ihrer Heimatstadt und sammelt Spenden im Rahmen der Roten Hilfe.

Aloisia Hofinger, Walding bei Linz

Sie verliebt sich trotz Verbotes in den polnischen Zwangsarbeiter Josef Gowdek und wird von ihm schwanger.

Monika Weilguni

Monika Weilguni ist in der Diözese Linz als leitende Seelsorgerin, konkret in der Röm. Kath. Pfarre Linz-St. Konrad am Froschberg, tätig. Sie wohnt in St. Georgen/Gusen, wo sich der unterirdische Stollen ‚Bergkristall’ befindet. Darin wurden während der NS-Zeit Flugzeugteile hergestellt. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das ehemalige Konzentrationslager Gusen. Diese beiden Orte haben ihr Interesse an Gedenk- und Erinnerungsarbeit stark beeinflusst. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins Plattform Johann Gruber. Der Verein widmet sich u. a. dem Gedenken an den mutigen, fürsorglichen und widerständigen Priester und Pädagogen, der 1944 im KZ Gusen grausam ermordet und von den Überlebenden liebevoll ‚Papa Gruber’ genannt wurde.
Sie engagiert sich seit dem Bosnienkrieg in den 1990er Jahren für geflüchtete Menschen, zum Beispiel bei dem Verein für mich und du, der Plattform Solidarität OÖ, der Seebrücke Linz, dem Wochenende für Moria, der diözesane Initiative zur Aufnahme von Geflüchteten.
Zusätzlich zur konkreten langjährigen Begleitung von Menschen mit Fluchterfahrung sind für sie gesellschaftspolitisches Engagement und der Einsatz für ein weltoffenes, multireligiöses und multikulturelles friedliches Miteinander wichtig.
Diese Haltung wurde durch Auslandsaufenthalte während ihrer Zeit als entwicklungspolitische Referentin für die Katholische Frauenbewegung OÖ und durch Solidareinsätze z. B. auf der Insel Lesbos gestärkt.

„Eine öffentliche Erinnerungskultur kann gerade in Zusammenhang mit der NS-Zeit dem Verdrängen und Vergessen Widerstand leisten und Rechtsextremismus in Gegenwart und Zukunft entgegenwirken. Ein Kunstprojekt kann Anstoß sein für neue Fragestellungen, kann zum Nachdenken anregen und zum Handeln motivieren. Aktuell braucht es den konkreten, beharrlichen und widerständigen Einsatz für Menschenrechte und Menschenwürde mehr denn je.“ Monika Weilguni

Rosa Altweger, Schardenberg

Sie wehrt sich gemeinsam mit anderen Frauen aus dem Ort gegen kirchenfeindliche Aussagen eines regimetreuen Lehrers. Aus Protest dringen 25 bis 30 Frauen in das Klassenzimmer ein und stören die Schulstunde.

Frieda Buchacher, Linz

Sie ist in der Widerstandsgruppe Münichreiter und versteckt den Deserteur Ludwig Telfner in ihrer Wohnung. Durch ihre Dienststelle bei der Reichsbahn kann sie für die Männer der Gruppe falsche Papiere ausstellen und verbotene Texte vervielfältigen.

Karoline Hartl, Utzenaich

Sie hört den verbotenen Londoner Radiosender und pflegt unerlaubt ein freundschaftliches Verhältnis zu den ausländischen Zwangsarbeiter*innen auf ihrem Hof.

Elke Welser

Elke Welser ist Dipl. Sexualberater*in und -pädagog*in. Sie startete ihren beruflichen Werdegang im Bankwesen und der Privatwirtschaft, bevor sie ihre Sinnsuche in das berufliche Feld der Sozialen Arbeit brachte. Seit 2001 ist sie Mitarbeiter*in der Caritas Beratungsstelle LENA, für Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind oder waren. 2008 übernahm sie die Leitung der Beratungsstelle. Zu ihren Aufgaben zählt, sich der Problemstellungen der Adressat*innen anzunehmen, Beratung und Unterstützung zu bieten, Lobbyarbeit zu leisten und Sprachrohr zu sein, wenn es öffentliche Worte benötigt. Sie sieht ihren heutigen Widerstand darin, sich für eine Entkriminalisierung der Sexarbeit und Anerkennung von gleichen Rechten für Sexarbeiter*innen und Diversität einzusetzen.

„Ich engagiere mich seit jeher für Frauen*, Alleinerzieher*innen und Kinder; speziell wenn sie mit prekären Lebenssituationen konfrontiert sind und sie diese zu meistern haben, bin ich gerne zur Seite, solange es meine Unterstützung braucht. Lebenslang gilt mein Engagement den Rechten und der Gleichberechtigung, der Entstigmatisierung, Entkriminalisierung und Gleichstellung sowie Anerkennung für Sexarbeiter*innen.“ Elke Welser

Maria Hermentin, Freistadt

Sie unterstützt die Widerstandsbewegung Freistädter Gruppe, deren Anführer ihr Mann Ludwig ist.

Resi Pesendorfer, Bad Ischl

Sie ist in der Widerstandsgruppe Willy-Fred aktiv, organisiert Quartiere für Verfolgte aus dieser Gruppe und übernimmt Kurier- und Botendienste. Sie hilft bei der Befreiung von KZ-Häftlingen.

Maria S., Neufelden

Sie wird beschuldigt, ein sexuelles Verhältnis mit einem französischen Kriegsgefangenen zu haben. Sie bestreitet die Vorwürfe.