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von Rimini Protokoll
(Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel)

08.09.20
20.02.21
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Seit über 670 Millionen Jahren gibt es Quallen auf dieser Erde – und so ziemlich alles, was unserem Ökosystem schadet, begünstigt ihre Existenz. Die Zahl der Quallen nimmt weltweit zu. Biologen haben daher immer wieder die gleiche Prognose gestellt: Wenn alles andere zugrunde gegangen ist, werden Quallen die einzigen Überlebenden sein.

 

Öffnungszeiten
Di-So, Fei 10-18 Uhr

Die Gründe dafür sind vor allem menschengemacht. Die Überfischung der Meere stört das empfindliche ökologische Gleichgewicht, die Bestände kollabieren. Dies sorgt auch für einen Schwund an Raubfischen, die bislang die Quallenpopulation begrenzt hatten. Die seit der Industrialisierung immer rascher voranschreitende Klimaerwärmung verlängert die Brutsaison der Quallen, während viele Fische unter dem niedrigeren Sauerstoffgehalt des Wassers leiden. Durch Verschmutzung und Übersäuerung der Meere entstehende ‚Todeszonen‘ sind für Quallen ein wahres Eldorado. Die gefräßigen Räuber stören durch ihr Fressverhalten die maritimen Nahrungsketten erheblich, was nicht nur Auswirkungen auf die übrigen Meeresbewohner hat, sondern wieder auf uns Menschen. So drohten in den letzten Jahren Quallenblüten die örtlichen Fischbestände in Japan und Südaustralien auszulöschen. Immer häufiger kommt es zu monumentalen ‚Quallenblüten‘, also dem massenhaften Auftreten großer Quallenschwärme, die nicht nur eine Gefahr für Natur und Tierwelt darstellen, sondern auch für uns Menschen. So hatte das schwedische Kernkraftwerk Oskarshamn 2013 drei Reaktoren herunterfahren müssen, nachdem eine Qaullen-Invasion die Rohrleitung des Kühlsystems verstopft hatte.

Die australische Meeresbiologin und Quallen-Expertin Lisa-Ann Gershwin meint dazu: „Wir sind in der verrückten, unerwarteten und unverständlichen Situation, dass wir im Wettbewerb mit den Quallen stehen. Und sie sind dabei, zu gewinnen.“ Das audio-visuelle Erlebnis im Schlossmuseum konfrontiert die Besucher*innen mit diesen faszinierenden Kreaturen und zwingt zur Auseinandersetzung mit dem apokalyptischen Überlebenskampf unserer Zeit. Der beobachtende Blick auf die Nesseltiere wird schließlich zum entlarvenden Blick auf die Beobachter selbst. Und damit zum Anstoß einer Selbstreflektion, die hoffentlich zum Umdenken führt. Denn die effizienteste Waffe gegen den Untergang der Menschheit ist immer noch ihr Verstand.

Die Installation win > < win wurde 2017 produziert vom CCCB (Barcelona) in Ko-Produktion mit FACT+BLUECOAT+RIBA NORTH (Liverpool), im Rahmen der Ausstellung „After the End of the World“ (kuratiert von José Luis de Vicente).

Konzept, Regie und Komposition:
Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel

Mit:
Jamileh Javidpour (Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung)
Daniel Strozynski (Zoo Berlin | Aquarium Berlin | Tierpark Berlin)
Lisa Ann Gershwin (Autorin von "Stung! On Jellyfish Blooms and the Future of the Ocean“, Hobart, Australien)
Boris Koch (Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
u.a.

Sound-Synchronisation: Andreas Mihan

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